Gedankensplitter «Was wäre, wenn…?»
Liebe Leserin, lieber Leser,

bestimmt haben Sie dieses Gedankenexperiment auch schon durchgespielt:
Was wäre, wenn ich einen anderen Ausbildungsweg eingeschlagen hätte? Oder was wäre, wenn ich damals in eine andere Stadt gezogen wäre? Wir könnten uns unzählige solche Fragen stellen, um über mögliche alternative Szenarien nachzudenken. Diese Fragen dienen zum einen der Reflexion, damit wir uns der Entscheidungen, die wir damals getroffen haben, nochmals bewusst werden. Auf der anderen Seite können wir uns mit kreativen Annahmen ausmalen, wie es wohl gewesen wäre, wenn wir damals anders entschieden hätten.

Es ist menschlich, über verpasste Gelegenheiten nachzudenken. Doch es ist entscheidend, dass wir uns nicht von diesen Gedanken lähmen lassen. Sonst besteht die Gefahr, dass wir uns in einem Strudel von Bedauern und Zweifeln verlieren, die uns zukünftig daran hindern, nach vorne zu schauen. Wenn wir zu sehr damit beschäftigt sind, was hätte sein können, könnten wir Schwierigkeiten haben, zukünftige Entscheidungen zu treffen und Chancen zu ergreifen. Diese ständige Unsicherheit würde unsere persönliche wie auch berufliche Entwicklung hemmen.

Daher ist es wichtig, einen gesunden Umgang mit der Frage «Was wäre, wenn» zu entwickeln. Mit dieser Frage können wir auch lernen, das Unveränderliche zu akzeptieren. Sie zeigt uns, dass das Leben voller Herausforderungen ist und dass wir nicht alles kontrollieren können. Diese Akzeptanz kann uns helfen, gelassener mit den Herausforderungen des Lebens umzugehen und uns auf das zu konzentrieren, was wir tatsächlich beeinflussen können.

Die Frage «Was wäre, wenn…?» ist eng mit Entscheidungen und deren Konsequenzen verbunden. Entscheidungen zu treffen, heisst, sich auf etwas einzulassen, sich festzulegen und sich für etwas zu engagieren. In der heutigen Zeit, in der es an jeder Ecke neue Gelegenheiten gibt, ist das nicht einfach – doch wir können nicht alles haben. Auf verschiedenen Hochzeiten zu tanzen, bringt nicht viel. Wir würden wahrscheinlich mehr neue Menschen kennenlernen, jedoch Gespräche mit Tiefgang verpassen. Vielleicht kennen Sie den Ausdruck: Wer auf mehreren Hochzeiten tanzt, verpasst die eigene.

Also stehen wir zu unseren Entscheidungen, die wir in der Vergangenheit getroffen haben, und nutzen das Gedankenexperiment «Was wäre, wenn…?» als ein Spiel der Gedanken und als Quelle der Inspiration. Wir werden uns nochmals bewusst, dass die kürzesten Wörter, nämlich «Ja» und «Nein», am meisten Nachdenken erfordern.

Susanne Stamm